Stefan Anton George: Zitate

Die sommerwiese dürrt von arger flamme.
Auf einem uferpfad zertretnen kleees
Sah ich mein haupt umwirrt von zähem schlamme
Im fluss trübrot von ferner donner grimm.
Nach irren nächten sind die morgen schlimm:
Die teuren gärten wurden dumpfe pferche
Mit bäumen voll unzeitig giftigen schneees
Und hoffnungslosen tones stieg die lerche.

Da trittst du durch das land mit leichten sohlen
Und es wird hell von farben die du maltest.
Du lehrst vom frohen zweig die früchte holen
Und jagst den schatten der im dunkel kreucht ..
Wer wüsste je – du und dein still geleucht –
Bänd ich zum danke dir nicht diese krone:
Dass du mir tage mehr als sonne strahltest
Und abende als jede sternenzone.

Danksagung (1907)

Ihr wellen bracht euch erst an blauen kieseln
Im waldestal wo sich die wege zwieseln.

Als bäche rolltet ihr durch sonniges land ·
Verspriztet weinend am umgrünten strand.

Dann hat euch unter blitz und eisigen schlossen
Der fluss zur grossen flut hinausgestossen.

Am myrtenfels habt ihr euch wild gebäumt ·
Auf unfruchtbarem sand seid ihr verschäumt.

Ihr spültet mit perlmutterfarbne leiber ·
Ihr waret glückerfüllter lasten treiber ·

Bis euch der sturm in weite öden jug ·
An riff und klippe gellend euch zerschlug.

Nun werdet ihr in unsichtbarem schlunde
Dahin gewälzt nicht wissend mehr von stunde

Von trieb und ziel · nicht mehr von wind und lee
Als uferlose ströme durch die see.

Wellen(1907)