Es geht die Sage, daß, wenn in der Schweiz ein thauiger
sonnenheller lauer Wintertag über der weichen,
klafterdicken Schneehülle der Berge steht, und nun oben
ein Glöckchen tönt, ein Maulthier schnauft, oder ein
Bröselein fällt - sich ein zartes Flöckchen von der
Schneehülle löset, und um einen Zoll tiefer rieselt. Der
weiche, nasse Flaum, den es unterwegs küsset, legt sich um
dasselbe an, es wird ein Knöllchen und muß nun tiefer
nieder, als einen Zoll. Das Knöllchen hüpft einige
Handbreit weiter auf der Dachsenkung des Berges hinab. Ehe
man dreimal die Augen schließen und öffnen kann, springt
schon ein riesenhaftes Haupt über die Bergesstufen hinab,
von unzähligen Knöllchen umhüpft, die es schleudert, und
wieder zu springenden Häuptern macht. Dann schießt’s in
großen Bögen. Längs der ganzen Bergwand wird es lebendig,
und dröhnt. Das Krachen, welches man sodann herauf hört,
als ob viele tausend Späne zerbrochen würden, ist der
zerschmetterte Wald, das leise Aechzen sind die
geschobenen Felsen - dann kommt ein wehendes Sausen, dann
ein dumpfer Knall und Schlag - - dann Todtenstille - nur
daß ein feiner weißer Staub in der Entfernung gegen das
reine Himmelsblau empor zieht, ein kühles Lüftchen vom
Thal aus gegen die Wange des Wanderers schlägt, der hoch
oben auf dem Saumwege zieht, und daß das Echo einen tiefen
Donner durch alle fernen Berge rollt. Dann ist es aus, die
Sonne glänzt, der blaue Himmel lächelt freundlich, der
Wanderer aber schlägt ein Kreuz und denkt schauernd an das
Geheimniß, das jetzt tief unten in dem Thale begraben
ist.